tz. 73. Die Kreuzzüge.
197
sich jetzt, erkämpfte sich, trotz dem erneuerten Bannflüche, im
Kriege mit seinem Gegner die Krone wieder, und zog dann nach
Italien, um den Papst zu demüthigen. Er eroberte Rom,
schloß den Pabst in der Engelsburg ein und ließ sich von
einem andern durch ihn eingesetzten Papste krönen. Gregor
wurde zwar durch den Beistand des Normannercherzogs von
Apulien befreit, starb aber in der Fremde (zu Salerno).
Heinrich selbst hatte durch neue Kämpfe mit andern
Gegenkönigen ein unruhiges Alter, und durch eine Empörung
seines eigenen Sohnes ein kummervolles Ende. — Dieser,
sein Sohn, Heinrich V (1106—1125), gerieth mit dem
Papste wegen des Investiturrechts in so heftigen Streit, daß
er sogar den Papst in der Pcterskirche gefangen nehmen ließ,
bis endlich der Streit durch einen zweckmäßigen Vergleich
auf eine Zeit lang beigelegt wurde, indem nämlich hinfort
die Bischöfse mit den geistlichen Rechten von dem Papste, mit
den weltlichen Rechten von dem Kaiser belehnt werden sollten.
T. Die Kreuzzüge.
73. ^er Geist jenes Zeitalters hatte bereits angefangen, den
Bestrebungen der weltlichen Mächte seine Theilnahme zu ent-
ziehen und mehr in den kirchlichen Lebensformen seine Be-
friedigung zu suchen (wie denn zu gleicher Zeit auch in den
mahommedanischen Staaten und in den buddhistischen Ländern
Hinterindiens die geistliche Herrschaft ihre größte Autorität
erlangte). Zur Erhebung der Hierarchie in der römischen
Kirche trugen das Meiste die bald nach Gregor's Tode be-
ginnenden Kreuzzüge bei, durch welche zugleich die christliche
Welt mit der mohammedanischen, wie bisher im Abendlande
auf spanischem Boden, so nun auch im Morgenlande auf
dem heiligen Boden der Wiege des Christglaubens selbst, in
Kampf trat.
Von Anfang an war den Christen das heilige Land,
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Extrahierte Personennamen: Gregor Heinrich Heinrich Heinrich_V Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Engelsburg Apulien Salerno Hinterindiens Christglaubens
204 §. 74. Die Welfen und Ghibellincn.
ten lombardischen Städte zum Aufgeben angemaßter Rechte,
welche den Kaisern früherhin zugestanden hatten, zu zwin-
gen und die kaiserliche Hoheit über Italien herzustellen
suchte. Zwar demüthigte er das hartnäckig widerstrebende
Mailand, das er sogar zerstörte; aber durch das eigen-
süchtige Benehmen Heinrich's des Löwen, der ihm die Hee-
resfolge verweigerte, verlor er 1176 die Schlacht bei
Legnano, so daß er es für gut fand, sich mit den Lom-
barden und dem Papste zu versöhnen. Von diesem Au-
genblicke an war die Übermacht der Kirche
vollkommen entschieden.
Über Heinrich den Löwen, der unterdessen sein Land
durch Eroberung und Anbauung slavischer Gebiete vergrö-
ßert hatte, sprach nun Friedrich die R e i ch s a ch t aus und
vertheilte seine Besitzungen an andere Fürsten, von denen
Otto von Wittelsbach Bauern erhielt, und der
Stifter des noch heute dasselbe regierenden Fürsten- (jetzt
Königs-)hauses wurde. — Nachdem Friedrich, um die Macht
seines eigenen Hauses zu vergrößern, seinem Sohne die
Hand Constanzia's, der Erbin von Neapel und
Sizilien, verschafft hatte, unternahm der allgemein vev
ehrte Kaiser in seinem hohen Alter einen Kreuzzug, auf
welchem er aber, zum Leid für ganz Deutschland, seinen
Tod fand.
Sein Sohn Heinrich Vi (1190— 1197) verwendete
seine ganze Kraft auf die Besitznahme Unteritaliens und
Siziliens, bekam aber dadurch nicht nur den Papst, der
sich zum Oberlehnsherrn dieses Reichs erklärt hatte, zum
Gegner, sondern entfremdete sich auch durch grausame Härte
die Herzen seiner neuen Unterthanen. — Da die ghibelli-
nische Partei nun seinen Bruder Philipp von Schwa-
den, die welfische Partei aber Otto Iv, Heinrich's des
Löwen Sohn, zum Kaiser wählte, so entstand ein zehnjähri-
ger Krieg, bis nach Philipp's Ermordung 1208 Otto die
Oberhand bekam.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Otto_von_Wittelsbach Otto Friedrich Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwa- Philipp Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Neapel Sizilien Deutschland Siziliens
tz. 77. Italien.
215
Fast das ganze 14. Jahrhundert hindurch war Neapel
durch Parteiungen und Kriege zerrissen, bis es dem Könige
Ladislaus von Polen (14:00) gelang, sich der Negierung
Neapels zu bemächtigen, worauf er fast den ganzen Kirchen-
staat eroberte und schon Toskana angriff, als er starb. Nach
seinem Tode bekämpften sich in Neapel die aragonesische
und die französische Partei, von denen die erstere den Thron
behauptete, bis Neapel 1501 in die Hände der Spanier kam.
Der Kirchenstaat litt im 14. Jahrhundert durch die
Verlegung des päpstlichen Sitzes (1305) nach Avignon in
Frankreich große Nachtheile: in den meisten Städten warfen
sich Gewalthaber auf und Rom war stets durch Adelspar-
teiungen zerrüttet. Erst als die Päpste (1376) wieder ihren
Sitz in Rom nahmen und das päpstliche Schisma wieder ge-
hoben war (1418), wurde der Kirchenstaat im Laufe des
15. Jahrhunderts wieder hergestellt. Der ausgezeichnetste
unter den Päpsten jenes Jahrhunderts war Äneas Splvius
(Pius !l); der des heiligen Stuhles unwürdigste aber Alexan-
der Vi, obwohl gerade ihm es gelang, die Wiederbefestigung
der weltlichen Herrschaft der Päpste im Kirchenstaate
(durch Unterdrückung der noch übrigen Parteihäupter iu den
verschiedenen Städten) zu vollenden; worauf dann Julius H,
sein kriegerischer Nachfolger, diese Herrschaft mit Parma,
Piacenza und Reggio erweiterte, und eine Macht gründete,
wie vorher nie ein Papst sie in Italien besessen.
Der demokratische Freistaat Florenz, der in der Mitte
des 15. Jahrhunderts die Herrschaft von fast ganz Toskana
errang, verdankte seine Größe dem reichen Hause der Me-
dici, von dessen Gliedern sich besonders Cosimo (gest. 1464)
und Lorenzo (gest. 1492) durch ihre freigebige Pflege der
Kunst und Wissenschaft eine große Berühmtheit erworben haben.
In Oberitalien hatte sich Mailand seit dem 14. Jahr-
hundert vorzüglich durch die Familie Visconti (1311), und
nach dem Erlöschen des viscontischen Mannsstammes in der
Mitte des 15. Jahrhunderts durch den kriegstapfern Franz
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256 $. 91. Die Religionskriege in Deutschland.
neutral bleiben wollte, so suchte der Kaiser einen Anhalt
an England und an den protestantischen Stän-
den in Deutschland, und ließ es darum geschehen, daß
der schmalkaldische Bund den Herzog Heinrich von
B r a u n sch w e i g, der einige schmalkaldische Städte hart be-
drängte, aus seinem Lande vertrieb.
Bei seinem Wiedererscheinen in Deutschland bestrafte nun
zwar der Kaiser den mit Frankreich verbündeten Herzog von
Cleve und zwang ihn, die Reformation in seinem Lande wie-
der aufzuheben; versprach aber den protestantischen Ständen
Deutschlands ein allgemeines freies Concilium und Rechts-
gleichheit vor dem Reichskanlmergericht, und erhielt so ihre
Hülfe zum Zuge gegen Frankreich, auf welchem er nun
den König Franz durch eine rasche Wendung gegen Paris da-
hin brachte, daß derselbe
1544 den Frieden von Crespy eingieng, worin Franz auf
Italien, Karl auf Burgund verzichtete.
3. Die Religionskriege in Deutschland.
$• 91. Obgleich nun wegen dieses glücklichen Ausgangs der Kai-
ser mit Nachdruck in Deutschland hätte auftreten können, zu-
mal die Mitglieder des schmalkaldischen Bundes unter sich
uneinig waren, so fuhr der Kaiser dennoch fort, die Prote-
stanten schonend zu behandeln, weil erhoffte, sie würden sich jetzt
dem Concilium fügen, das aufseinen Betrieb Papst Paul Iii
ausschrieb, so daß nun wirklich
1845 das Concilium zu Trident (oder Trient) seinen A n-
fang nahm.
Allein die protestantischen Stände Deutschlands sahen die-
ses Concilium, weil es ihnen nicht angekündigt wurde und es
auch anfangs nur mit ausländischen Theologen besetzt war,
für kein freies an und verlangten ein Concilium deut-
s ch e r Nation.
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B Heinrich Cleve Franz Franz Crespy Franz Franz Karl_auf_Burgund Karl Paul
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Deutschland Deutschland Frankreich Deutschlands Frankreich Paris Italien Deutschland Deutschland
198 §. 73. Die Kreuzzüge.
wo der Heiland der Welt sein Erlösungswerk vollbracht hatte,
ein Gegenstand der Verehrung gewesen; und schon Constan-
tin's Mutter, die Kaiserin Helena, hatte über der Stelle,
die man für Christi Grab hielt, eine Kirche bauen lassen, in
welcher die nach dem Morgenlande pilgernden Christen ihre
Andacht verrichteten. Weil man sich die Andacht an diesen
Orten als ein besonderes Verdienst vor Gott anrechnete, so
wurden die Wallfahrten nach dem heiligen Grabe immer häu-
figer; selbst als die Araber das Land einnahmen und 637
Jerusalem eroberten, unterblieben sie nicht, weil auch die
Araber vor dieser Stätte Ehrfurcht hatten und darum die
Pilger ungestört ließen, selbst als diese um das Jahr 1000,
getrieben von der Erwartung der zweiten Zukunft Christi,
in zahllosen Schaaren dorthin strömten, um dieses von ihnen
mißverstandene Ereigniß im gelobten Lande selbst abzuwarten.
Als aber im Laufe des 11. Jahrhunderts das Chalifat
von Kairo (welchem Ägypten und Syrien unterthan war)
seine Herrschaft über Palästina durch die seldsch u ckischen
Türken verlor, und Jerusalem 1079 in die Gewalt dieser
Türken oder Sarazenen kam, so wurden vie christlichen
Pilger von denselben so gedrückt und grausam mißhandelt,
daß ihre Klagen ganz Europa mit Mitleid und Entrüstung
erfüllten und der Wunsch entstand, das heilige Land den
Ungläubigen zu entreißen. Schon Papst Sylvester Ii und
Gregor Vii hatten die Christenheit ermuntert, zum Schutze
der Pilger die Waffen zu ergreifen; aber erst des ans dem
Morgenlande zurückgekehrten französischen Pilgers Peter
von Amiens feurig-beredte Schilderungen von dem Elende
der dortigen Christen hatten Erfolg. Sie brachten auf der
.Kirchenpersammlung zu Clermont, auf welcher Papst Ur-
ban Ii die Christenheit zur Befreiung des heiligen Grabes
aus der Gewalt der Türken aufforderte, die Franzosen in
eine solche Begeisterung, daß eine große Menge sich zu diesem
Zwecke das Kreuz aus die Schultern heften ließ, zumal diese
Kirchenversammlung jedemtheilnehmer vollkommenen Sünden-
ablaß zugesichert hatte.
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von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Christi Jerusalem Christi Kairo Syrien Jerusalem Europa Clermont
284
§. 96. Der dreißigjährige Krieg.
kam, so schloßen sich Frankreich und Papst Urban Viii
eng an einander an, und ersteres besetzte, nachdem es durch
die Eroberung von Rochelle die Hugenotten über-
wältigt hatte, ohne Vorwissen Österreichs den erledigten Her-
zogsthron von Mantua. Zwar gewann der Kaiser in Italien
die Oberhand und dachte schon auch Frankreich anzugreifen,
da wandte sich das katholische Frankreich an die einzige noch
ungeschwächte protestantische Macht, an Schweden,
dessen König Gustav Adolf (si 8« 95) so eben glänzende
Siege in Polen erfochten hatte, und reizte ihn, um Öster-
reichs Machtvergrößerung zu verhindern, durch einen geheimen
Vertrag zu einem Krieg gegen den Kaiser in Deutschland selbst.
Schon dachte der Kaiser den Protestanten einige Nach-
sicht zu erweisen und sich mit Schweden zu verständigen,
als die deutschen Kurfürsten, unter dem Vorgänge Maxi-
milians von Bayern, auf dem Reichstage 1630 in den
Kaiser drangen, sowohl in Italien den Frieden herzustcllen
als auch den Wallenstein vom Oberbefehl zu ent-
fernen, weil ihnen derselbe wegen seiner unerhörten Län-
derbedrückungen und kecken Anmaßungen gegen die Fürsten
mit Recht gefährlich erschien.
Und so sah sich der Kaiser genöthigt, nicht nur seine schon
gewonnene Stellung in Italien aufzugeben, sondern auch den
Mann zu entlassen, der allein im Stande war, das in Deutsch-
land Gewonnene zu behaupten
6. Der schwedich-deutsche Krieg; Frankreichs offene
Einmischung.
§. 97. Eben als Wallenstein vom Oberbefehl abgetreten war,
landete, nicht weniger vom eifrigen Wunsche für die Ret-
tung seiner Glaubensgenossen, als von politischen Rücksichten
getrieben, der fromme und heldenmüthige Schwedenkönig
Gustav Adolf am 24. Juni 1630 unvermuthet mit
15,000 Schweden an der pommerschen Küste und forderte
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mantua Italien Frankreich Frankreich Schweden Polen Deutschland Bayern Italien Italien Frankreichs
325
§. Ho. Napoleons Weltherrschaft.
Diesem Frieden folgte auch bald der Friede mit Neapel,
Portugal und Rußland und gegen die Räumung Ägyptens
der Friede mit der Pforte, so wie sogar mit England, —
das aber einige Zeit darauf den Krieg wieder begann.
4. Napoleon-s Weltherrschaft.
. §. 110. Jwtt Kraft und Klugheit regierend stellte Bonaparte
als erster Cónsul durch ein Concordat mit dem Papste
Pius Vii 1801 die römischeklrche Ln Frankreich
wieder her, ließ sich zum Präsidenten der italiänischen
(vorher cisalpinischen) Republik ernennen, und sich zu-
letzt (nach der Unterdrückung eines Versuchs der Wiederher-
stellung der bourbonischen Herrschaft)
1804 unter dem Namen Napoleon zum erblichen
Kaiser der Franzosen erklären und vom gedachten
Papste salben. — Der Verwandlung der französischen Re-
publik in ein Kaiserthum folgte im nächsten Jahre darauf
die Verwandlung der italiänischen Republik in das König-
reich Italien und die Vereinigung der ligurischen Repu-
blik mit Frankreich. Da der Papst sich nicht zum Werkzeug
des kaiserlichen Willens hatte hergeben wollen, ließ ihn
Napoleon von Nom nach Frankreich abführen, wo Pius
allmählig den Bestürmungen nachgab und zuletzt (im Con-
cordare von 1813) einwilligte, sich dem französischen Reiche
zu unterwerfen.
Gegen diese Ausdehnung Frankreichs stiftete England
1803 die dritte C o a l i t i o n. Aber Napoleon, mit Bayern,
Baden und Württemberg verbündet, drang rasch in Deutsch-
land ein und nöthigte durch die Besetzung Wiens und
durch die S ch-l a ch t b e i A u st e r l i tz Österreich zum Frieden
und zur Abtretung bedeutender Ländertheile, so wie zur An-
erkennung der von Bayern und Württemberg angenommenen
Königswürde.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Neapel Portugal England Frankreich Italien Frankreich Frankreich Frankreichs England Baden Württemberg Deutsch- Wiens Bayern Württemberg
tz. 74. Die Welfen und Ghibeltinen. 205
Während dieser Wirren gelang es dem geistesstar-
ken Papste Innocenz Iii, die geistliche Macht
auf den höchsten Gipfel zu erheben, alle Fürsten
Europa's nach seinem Willen zu lenken und Königsthrone
nach Gefallen zu vergeben, ja sogar zwei Königreiche, Eng-
land und Aragonien, dem päpstlichen Stuhle zinspflichtig
zu machen.
Zuletzt, da Otto Iv es versuchte, seinem Willen entge-
genzutreten, gab Znnocen; die deutsche Kaiserkrone dem un-
terdessen in Sizilien herangewachsenen geistvollen Sohne
Heinrich's Vi, Friedrich Ii (1215 — 1250), wogegen
dieser einen Kreuzzug versprechen mußte. Weil aber Frie-
drich denselben immer verschob, wurde er von den nachfol-
genden Päpsten in den Bann gethan, so daß, als er den
(fünften) Kreuzzug wirklich unternahm (§. 73), die Kirche
ihm ihren Beistand versagte.
Als er nach der Wiedergewinnung Zerusalem's zurück-
kam, gerieth er mit den Päpsten und den Lombarden in
einen solchen feindlichen Zwiespalt, daß I n n o c e n z Iv ihn
wegen seines unkirchlichen, zu den Sitten der Sarazenen sich
hinneigenden Sinnes und Lebens, als einen Ketzer, aller Kro-
nen verlustig erklärte. Dadurch aber steigerte sich der Kampf
der Welfen und Ghibellinen in Italien bis zur schonungslose-
sten Wuth und Grausamkeit, und wenn Friedrich auch an-
fangs das Glück auf seiner Seite hatte, so verließ ihn das-
selbe doch nachher, und er unterlag dem Kummer über den
nahenden Untergang seines Hauses, den freilich gerade er
am meisten beschleunigt hatte.
Denn auch sein Sohn Konrad Iv konnte gegen den
Papst nichts ausrichten, und starb, vom Banne verfolgt, schon
nach vier Zähren, 1254, als der letzte Kaiser des hochbegab-
ten, durch seine Bestrebungen für Kunst und Wissenschaft
ruhmwürdigen, aber allzu sehr nach unbeschränkter Herrschaft
trachtenden Geschlechts der Hohenstaufen, mit welchem zugleich
die alte Herrlichkeit des deutschen Reiches dahinsank.
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Extrahierte Personennamen: Innocenz_Iii Innocenz Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Konrad_Iv Konrad
§. 76. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. 211
Und so konnte denn Ruprecht's Nachfolger, Kaiser Si-
gismund, Wenzel's Bruder,
1414 das Concilium zu Constarrz zu Stande bringen, welches
die drei Päpste absetzte und den Grundsatz aufstellte, daß sich
der Papst den Beschlüssen einer allgemeinen Kirchenversamm-
lung unterwerfen müsse. Weil man aber vor der Abstellung
der übrigen Kirchengebrechen den neuen Papst wählte, der
alsdann von dem Concilium keine Verbesserungsvorschläge
annahm, so war zwar die (äußere) Einheit der Kirche, nicht
aber ihre Reinheit hergestellt.
Dazu kam, daß das Concilium selbst durch ein leiden-
schaftliches Urtheil den spätern Riß in der Kirche dadurch
vorbereitete, daß von ihm
14113 Johann Huh, der als Professor der Theologie zu Prag
gegen die Gewalt des Papstes und gegen verschiedene andere
Kirchenlehren aufgetreten war, zum Feuertode verurtheilt und
zu Constanz als Ketzer verbrannt wurde. Zunächst ent-
stand aus diesem Verfahren
14120—1436 der Hussitenkrieg, indem sich Hussen's Anhänger
in Böhmen im Aufruhr erhoben, unter ihren Anführern Ziska
und den beiden Procopius alle vom Kaiser und Reich und
Papst gegen sch aufgebotenen Heere schlugen, und einen großen
Theil Böhmens und aller umliegenden Länder auf das gräu-
lichste verwüsteten. Nur als das zu Basel wieder zusammen-
getretene Concilium den Forderungen der gemäßigten Partei
der Hussiten, der Calirtiner, nachgab, und diese dann selbst
sich gegen die fanatische Partei der Taboriten wendeten,
ward endlich die Ruhe wieder hergestellt.
Aus dem besseren Theile von ihnen entstund nachher die
böhmisch-mährische Bürgergemeinde, die unter man-
cherlei Verfolgungen ihren 'Glauben bewahrte, bis sie später-
hin zum Theil in die jetzt bestehende, vom Grafen Zinzendorf
gestiftete Brüder-Unität übergieng.
Alle Beschlüsse des Basler Conciliums aber, die auf Be-
schränkung der päpstlichen Macht gerichtet waren, verwarf
- der Papst und nahm ihnen für Deutschland durch neue Ver-
14*
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Extrahierte Personennamen: Johann_Huh Johann Hussen's_Anhänger Procopius
tz. 90, Die Kämpfe Habsburg's mit Frankreich.
253
2. Die Kämpfe Habsburg's mit Frankreich.
§. 90. ährend dieser innern Vorgänge Ln Deutschland war
der Kaiser Karl in Italien mit Frankreich beschäftigt
gewesen. Schon unter Kaiser Maximilian hatten Karl Viii
und Ludwig Xii von Frankreich Neapel zu erobern ver-
sucht, es aber jedesmal wieder aufgeben müssen. Dagegen
eroberte der kriegslustige französische König Franz I Mai-
land, und als nun Karl V ihm bei der Bewerbung um
die deutsche Kaiserkrone vorgezogen wurde, holte er die
französischen Ansprüche auf Neapel hervor, denen aber Karl
sogleich die Ansprüche Deutschlands an Burgund entgegen-
setzte.
Daraus entstanden zwischen beiden vier Kriege. In
dem ersten Kriege vertrieb Karl, vorzüglich durch Georg
von Frundsberg, den tapfern Führer der deutschen
Landsknechte, die Franzosen aus Mailand, und nachdem sie
es kurz darauf wieder gewonnen hatten, wurde
1328 Franz in der Schlacht bei Pavia besiegt und ge-
fangen genommen, und mußte nach einjähriger Haft auf
Italien und Burgund verzichten. Da es ihm jedoch damit
kein Ernst war und er mit England, Venedig und
dem Papste Clemens Vii bte „heilige Liga" schloß, so
drang das kaiserliche Heer in Italien unter Frundsberg
und Bourbon gegen Nom vor, und weil der Papst, in
steter Hoffnung auf Hülfe, jede Anforderung verweigerte, so
wurde
1327 Rom erstürmt und von dem ungestümmen Heere, das nach
dem Tode seiner Anführer von Niemand im Zaum gehalten
werden konnte, so lange geplündert, bis der Papst sich
zu einer großen Geldzahlung verstand.
Den zweiten Krieg begann Franz mit dem Angriff auf
Neapel, konnte aber nichts ausrichten und mußte im Frie-
den von Cambray 1529 alle seine Ansprüche auf Ita-
lien aufgeben.
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von_Frundsberg Franz Franz Ernst Clemens_Vii Franz Franz
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